Erwachsen werden oder Style-Upgrade? Meine plötzliche Liebe zur Anzughose

17 Okt, 2024
Waldemar Schkurichin

Ich greife seit einiger Zeit in meinem Kleiderschrank an den Jeans vorbei und lieber zur Anzughose. Woher kommt dieser plötzliche Wandel, wie kombiniert man eine Anzughose zu einem Streetwear-Look und was hat das mit dem Alt-werden zu tun?

Der unerwartete Wandel in meinem Kleiderschrank

Ich weiß nicht genau, wann dieser Prozess begann und ob es überhaupt einen Anfangspunkt gab. Wenn ich zurückdenke, machte ich seit meiner Jugend eigentlich immer einen Boden um Anzüge. Ich wollte nie „Schnösel“ sein und die Anzughose passte nie in meinen Streetwear-Style, der meist von Oversized Pieces und Cargo-Looks geprägt war. Deshalb griff ich nur zur Anzughose, wenn ich mich für einen besonderen Anlass mal schick kleiden wollte. Dann ertappte ich mich dabei, wie ich immer öfter in meinem Kleiderschrank an den Jeans vorbei zu den Anzughosen griff – selbst für alltägliche Aktivitäten. Regelmäßig fragte mich meine Frau: „Warum machst du dich so schick? Wir gehen nur…“. 

War das der Anfang vom Ende meiner „Jugend“? Hatte ich unbewusst die Grenze zum „Erwachsensein“ überschritten? Oder hatte ich einfach nur meinen persönlichen Stil gefunden? Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir: Meine neue Vorliebe für Anzughosen war weit mehr als nur eine Frage des Alters. Es war der Beginn einer faszinierenden Style-Reise, die mein Verständnis von Mode, Komfort und Selbstausdruck grundlegend veränderte. In diesem Artikel nehme ich dich mit auf diese Reise und zeige dir, warum Anzughosen vielleicht auch dein nächstes Fashion-Upgrade sein könnten.

Von Denim zu Dresscode:
Wie alles (vermutlich) begann

Die Jeans war über die letzten 10 Jahre so gut wie die einzige Art von Hose, die ich trug. Eine Zeit lang mit Rissen, mal mit Farbsprenkeln drauf. Egal ob Carpenter- oder Cargo-Look, ob Skinny oder Straight-Fit – die Jeans war mein Lieblings-Piece. Selbst Chinos hatten bei mir einen schweren Stand und an Anzughosen im Alltag habe ich lange keinen einzigen Gedanken verschwendet. Zumal ich mit meinen 1,67m Körpergröße eh immer Schwierigkeiten habe passende Hosen zu finden. 

Jeans waren lange mein Go-to Piece

Die Anzughosen, die ich aktuell trage, habe ich mir mal geholt, für Büro-Tage an denen ich Kunden-Termine hatte und mal den Streetwear-Look zuhause ließ. Kombiniert habe ich sie eigentlich immer mit einem Hemd. Zu Beginn blieb es auch dabei. Ich fühlte mich unwohl, wenn ich „overdressed“ irgendwo auftauchte, oder drauf angesprochen wurde, warum ich denn so schick angezogen sei. Die Zeit verging und die Anzughosen wurden in meinem Kleiderschrank zum Staubfänger. Aber irgendwann griff ich mal wieder danach. Gar nicht bewusst, sondern einfach weil ich durch den Schrank schaute und mir dachte „Ach komm, das könnte auch gut zusammen aussehen“. Hier begann dann ein schleichender Prozess, ausgelöst durch eine einfache Sache: Anzughosen lassen sich nicht nur zum Hemd tragen.

Die vielseitige Anzughose:
Mehr als nur Büro-Outfit

Das ist der springende Punkt. In meiner Vorstellung konnte man Anzughosen mit nichts anderem als einem Hemd und einem Blazer oder Sakko kombinieren. Der erste Schritt auf dem Weg zu meinen heutigen Looks: Ich habe das Hemd gegen Longsleeves oder T-Shirts eingetauscht. Meist weiße Shirts ohne Print und im klassischen Slim-Fit, damit es nicht zu weit vom Hemd abwich. So kombinierte ich den eleganten Look des Hemds mit dem Komfort eines Shirts. Es dauerte eine Weile, doch ich fand zunehmend Gefallen an dieser Kombi. Ich trage aber viel lieber Oversized-Shirts. Es dauerte eine Weile aber irgendwann fing ich an zu experimentieren.

Passt super in ein Streetwear-Outfit: Eine Basic-Anzughose

Das war der Tür-Öffner für die Anzughose. Denn nach ein paar stilistischen Total-Ausfällen hatte ich einen Stil gefunden, mit dem ich mich wohlfühle. Denn die Anzughose passt unglaublich gut zu Casual Pieces. Ein Oversized-Shirt, in die Hose gesteckt und leicht gestaucht getragen lässt sich genauso gut mit einer Anzughose kombinieren wie ein Layering-Look mit Longsleeve und Oversized-Hoodie oder Strickpullover. Der wichtigste Aspekt für mich: Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr overdressed, sondern hatte einen Stil gefunden, der zwar schick war, aber perfekt in meinen Streetwear-Look passte. Jetzt kann man sagen, dass sich solche Styles auch mit Chinos oder Jeans machen lassen. Hier kommen aber weitere Eigenschaften der Anzughose zum Tragen.

Komfort und Nachhaltigkeit:
Zwei Argumente für die Anzughose

Eine gute anzughose ist auch super langlebig

Natürlich ist mir wichtig, dass eine Hose, die ich kaufe auch lange hält und nicht nach dem dritten Mal Waschen ausgeleiert oder verfärbt ist. Sowohl für die Umwelt als auch für den Geldbeutel ist das ein wichtiges Argument, denn eine gute Anzughose hält sich länger als die meisten Jeans. Viel wichtiger ist mir jedoch ein anderer Faktor: Das Verhältnis von Bequemlichkeit zu Optik. Hier punktet die Anzughose in allen Bereichen. Sie ist deutlich leichter und damit weniger behäbig als eine Jeans. Trotzdem hält eine gute Anzughose einen im Winter warm genug und ist auch im Sommer angenehmer als eine schwere Jeans. Das macht sie zu einem unglaublich bequemen Produkt, dass gleichzeitig optisch sehr gut aussieht. Wenn man so will kombiniert eine gute Anzughose den Komfort einer Jogginghose mit einem deutlich alltagstauglicherem Look.

Style-Upgrade statt Alterserscheinung

Jetzt (Spätsommer 2024) ist aber auch eine gute Zeit, um die Liebe zur Anzughose zu finden. Aktuelle Modetrends führen immer wieder auch zur Rückkehr der formellen Kleidung. Bestes Beispiel ist der aktuelle „Old Money“ Look, der gerade die junge Zielgruppe enorm abzuholen zu scheint. Aber je mehr ich in mich gehe, desto bewusster wird mir, dass die plötzliche Vorliebe für die Anzughose kein trendgesteuertes Phänomen ist. Vielmehr ist es die damit verbundene Selbstwahrnehmung. Ich identifiziere mich mit einem schickeren Kleidungsstil – aber kann der Streetwear nicht ganz den Rücken kehren. Und so finde ich mich auf einem schmalen Grat diese zwei Welten zu vereinen – und die Anzughose ist mein wichtigstes Werkzeug auf diesem Weg.

Es hat also gar nichts mit dem Alter zu tun. Statt einer Alterserscheinung ist meine plötzliche Liebe zur Anzughose wohl eher ein lang ersehntes Style-Upgrade. An alle die auch einen Weg suchen, den aktuellen Style etwas upzugraden: Probiert die Anzughose in euren Stil zu integrieren. Sie ist wohl die bequemste und optisch ästhetischste Möglichkeit das zu tun.